Das ist eigentlich mein sogenanntes Ur-Gedicht: gut drei Wochen vor der Feier kam mir an einem Samstag

nach einer lustigen Silberhochzeitsfeier die Idee, für Oma und Opa zur Diamantenen auch ein Gedicht zu schreiben.

Nach einigen Stunden manifestierte sich dann bei mir die Überzeugung, daß ich das gründlich anpacken sollte:

für jedes Ehejahr eine kurze Strophe! Recht schnell wurde mir klar, daß das ein schwieriges Unterfangen war,

aber da ich ja nun mal angefangen hatte, konnte ich auch nicht wieder aufhören.

Nach viel Recherche und Rumhorcherei wurde das Gedicht rechtzeitig fertig und von der

Druckerei Oelkers in Quakenbrück in einem wunderschönen Einband gedruckt.


Die diamantene Hochzeit

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1933

...war´s, es durfte auch mal so ´rum sein,

die Leni lud zum Dörpfest einen jungen Mann sich ein.

Kaum, dass die Leni in Brauer´s Gasthof war,

da sah sie ihn: „Oh, da bist Du ja!“

Es war aber der Falsche, man kann sich ja versehen,

und so trat der August dann in ihr Leben!

Denn von jetzt an zog´s den nur noch in die Burgstraße hin,

in die Arme von Leni, der schönen Müllerin!

  Wahrscheinlich 1931 vor der Finkenburgschule War das die Radtour in den Teutoburger Wald? Goldene Hochzeit in den ungoldenen 30igern (Tant Nelli goldig!  

1934

...der August beim Arbeitsdienst in Wittmund war,

viel Arbeit und die freie Zeit war so rar,

da sagte sein Spieß: !August Du bist doch nicht so scheu,

mit Klamotten spring in´s Tief, dann geb ich Dir frei!“

Gesagt, getan – das war ein Spaß,

hüpft der August hinein in´s freundliche Naß,

un mit klitschnassen Kleidern er dann zu Silomon rannte,

wo man die hübsche Leni als Verkäuferin kannte.

Im September fand dann die Hochzeit statt,

bescheiden, aber Essen und Trinken gab´s satt –

bei Oma und Opa Tüt wurd´s Schlafzimmer dafür ausgeräumt,

hat man da wohl schon von so vielen Nachkommen geträumt?

 

Die Aufnahme dürfte in Updorf entstanden sein. Wo steht Onkel Heini da?

1935

...wohnte da junge Paar in Emden,

in der Rademacher Straße, die tat Opa gut kennen

bei Oma Hiller, wo er aufgewachsen war,

ihr Streiche gespielt, Jahr für Jahr!

Sein neuester Streich kam aber in der Friesenstraße auf die Welt,

bildhübsch die Rita, das wird heute noch erzählt.

Dieses Glück war ihnen dann am 6. November geschehen,

aber lang sollt´s nicht mehr dauern bis zu den nächsten Wehen!

   
Einfach toll, diese Tollen.

1936

...da ließ der Opa die Oma gar nicht in Ruh`,

er legte sogar noch einen kräftigen Zahn zu,

sie hatten sich wohl so auf gewisse Zeiten spezialisiert,

oder ist´s nur per Zufall im gleichen Monat passiert?

Denn im November kam dann der Dieter auf die Welt,

da wurden der Kinder schon zweie gezählt.

 

 

Hier wird allerdings noch die kleine Rita von den stolzen Eltern päsentiert.      

1937

...war´s mit den Kindern erst mal Schluß,

man gönnte sich auch mal ´nen anderen Genuß,

im Theater nahm da häufig der Abend seinen Lauf,

Cousine Hanni passte dann auf die Kinder auf.

 

 

 

   

Da hocken sie noch friedlich im Gras in friedlichen Zeiten:

die Rita mit dem kleinen Dieter.

1938

...man lebte wie alle – bescheiden und arm,

Hauptsache, auch die Bude war immer warm.

Probleme die hatten Oma und Opa nicht wenig,

aber die lösten sie immer ganz versöhnlich,

sie kugelten sich dabei auf dem Boden und lachten,

dass manchmal auch die Balken dann krachten!

 

Die Kesse mit dem chicen Kleidchen und den neckischen Schleifchen. Spielzone für die Kleinen: der Hindenburgplatz im Emden.

1939

... sind, wie immer, Tant` Nelli und Oma Tüt,

mit dem Rad nach Emden, natürlich in einem Stück,

für die Rita gab´s ´ne Puppe, ´nen Teddy für den Dieter,

weg liefen die Kinder: „Wir kommen gleich wieder!“

Doch direkt nebenan , auf dem Hindenburgplatz,

da raubte ihnen ein Junge den neuen Schatz,

brüllend rannten sie nach Hause, doch da gab´s dann Senge –

Von wem? Wer weiß, wer war denn da so strenge?

 
Opa sollte die kommenden Jahre zum Glück gut überstehen. Vor Emden: aber wer ist hier wer?

1940

...da war der Krieg in vollem Gange,

das Essen war knapp, in der Stadt und auf dem Lande,

doch der Opa, der hat es locker gepackt,

der hat seine Mäuler immer satt gemacht.

Es fehlte an vielem, aber nicht am Essen,

denn – und das haben viel nie vergessen –

im Beschaffen war der Opa ein Meister vom Fach,

und das auch besonders in den Jahren danach!

 

 

 

Aus den Jahren gibt´s nur Fotos von Soldaten.

1941

...durch die Bomben begann ´ne gefährliche Zeit,

man zog wieder nach Wittmund, zur Sicherheit,

doch Oma und Opa hatten noch ganz andere Sorgen,

und die kamen auch nicht so von heute auf morgen:

die Oma , recht schwanger, die wurd´ immer dicker,

damals fand´ sie´s nicht schön, nicht chic und nicht schicker!

Doch als dann kam die Stund`: da war sie doch glücklich,

aber Opa, was tat der, war das denn schicklich?

Er ruft nämlich plötzlich durch´s ganze Haus:

„Herrjeh, da kommt ja ein Karnickel raus!“

Aber zum Glück, da war es dann doch nicht so,

heraus schaute nämlich zuerst – ein Kinderpopo!

Und schon kam mit Geschrei die Herma auf die Welt –

Da wurden der Kinder dann dreie gezählt!

 
Die kleine Rita rutscht im Schnee auf dem Kirchplatz. Den Schlitten haben wir heute noch! Im Hintergrund ist noch Göttrup zu sehen.

1942

...wurde schon häufig vor Bomben gewarnt,

schnell sind die Leut´ dann in die Keller gerannt;

nur zwei, die haben das immer verpennt,

die haben wohl gar keine Angst gekennt:

Oma und Opa sind häufig im Bett geblieben,

die schliefen – oder was sie da sonst so trieben!

Der Opa, der trieb´s sowieso immer schön bunt,

von Emden fuhr er samstags per Rad nach Wittmund,

doch taten die Räder nicht so richtig ihren Lauf,

er hatte auf´m Gepäckträger sechs Radios drauf!

 

 

 
 
 
 
 
Schulanfang im Herbst! Ein weiteres Foto aus dieser infernalischen Zeit. Ort und Herkunft sind vollkommen unbekannt.

1943

...bislang tat der Opa ja nur U-Boote bauen,

dem Kriegsgeschehen aus der Ferne zuschauen,

jetzt ging´s in den Krieg, in dem riesigen Schwadrone,

bekochte Opa die Soldaten an der Gulaschkanone.

Wie Patrick es mal nannte, kindlich unverdrossen:

„Mein Opa hat im Krieg nur mit Gulasch geschossen!“

Ob auf der Krim oder in Griechenland,

überall er auch hübsche Mädchen fand,

aber eins ist doch sicher,

und dass mir jetzt keiner kicher:

er war zwar nicht scheu,

aber er blieb Oma treu!

   
Unser Meisterkoch erzählte immer gerne von den hübschen Mädchen auf Kreta.

1944

...fuhren Oma und Tant´ Nelli nach Polen,

sie wollten von Onkel Ludwig dort Sachen abholen,

da kam ein Telegramm: Opa wieder zu Hause!

Also Sachen packen, und ab ging die Sause.

Oma dachte, der hat Urlaub und muß gleich wieder weg,

aber zu Hause, da ist dann groß der Schreck:

der Opa bleibt, für die Arbeit auf der Werft wird er gesucht,

Mann hat da vielleicht die Oma geflucht:

Nach Potsdam gefahren wäre doch viel lieber sie

und hätt` sich angeschaut Schloß Sanssouci!

 

 

Nach den feschen Griechinnen folgte die Knochenarbeit auf der Werft.

1945

-endlich war der Krieg zu Ende,

auf der Molkerei brauchte man viele fleißige Hände,

Chef Böttcher hat jetzt keine Fremdarbeiter mehr dabei,

seine Frau fragt die Nelli, wo denn ihr Ludwig sei –

aber der war noch gefangen, war noch im Lager!

Und die Nelli sagt: „ Nehmen Sie doch meinen Schwager!“

So wurde der Opa dort der Chef von den Maschinen,

und ist das auch dreißig Jahre lang geblieben!

   
Die Wittmunder Molkerei - eine von den Parzellen wurde immer fleißig beackert.

1946

...wir wissen´s noch, lang und hart war der Winter,

doch Opa sorgt gut, für die Frau und die drei Kinder.

Er rackert und schachert, er tut hamstern und horten,

findet was zum Futtern, an allen Ecken und Orten.

Er schlachtet ein Schaf, er versteckt es auf dem Boden,

Oma schreit ängstlich: „Das ist doch verboten!“

Waren´s Amis, waren´s Tommies, die kommen prompt zur Kontrolle,

suchen auch auf dem Boden – Oma hat die Hosen fast volle,

finden tun sie nichts, nicht das Schaf, nicht die Wolle!

Überhaupt, mit dem Boden, hatte Opa leicht mal Probleme,

oder war der Schnaps dran schuld, dass er sich was schäme:

es war spät am Abend, vor dem ersten Advent,

da hat an der Leiter auf dem Boden was geklemmt,

herunter fliegt zuerst die Halterung für den Kranz, -

und dann fliegt der Opa – oben war er noch ganz –

am Fuße der Leiter, da bleibt er dann liegen –

10 cm noch , dann tät er auch noch die Treppe runterfliegen!

 

Opa auf der Molkerei. In der Nachkriegszeit begann die Arbeit meistens

zwischen 2 und 3 Uhr nachts.

1947

...war das Jahr, da tat sich eine Frau nicht genieren,

den Opa auf der Straße so richtig zu denunzieren!

Wir wissen noch heut´ nicht, was ging sie das an,

was kümmert sie sich um das Heiligste von dem Mann?

Was guckt sie dahin, wie´s bei ihm unten aussieht,

wenn der Opa auf´m Fahrrad durch das Städtchen zieht,

hinten auf dem Rad, prallvoll von Kartoffeln ein Sack,

Opa muß strampeln und müht sich schön ab,

durch das Schlingern des Rades kommt der Sack leicht ins Rutschen,

er droht sogar gleich ganz herunter zu flutschen!

Es war die Frau Brendel, die das sah und laut rief:

„August, o August, Dein Sack hängt ganz schief!“

   
Die Geschichte mit Frau Brendel hat Opa immer wieder gerne zum Besten gegeben.

1948

...da durfte man zum Essen mal Schlachten ein Schwein,

doch das schien dem Opa für drei Kinder zu klein:

so wurde ein zweites an den Ohren gezogen

und um sein schweinisches Leben betrogen!

Die Herma hat im Zug dann ganz laut geschnattert,

da war´n ein paar Leut doch ganz schön verdattert,

ganz deutlich hätt´ sie gesehen im Topf die fünf Pfoten –

und soviel für ein Schwein, das sei doch verboten!

 

 

Hauptsache alle wurden satt.

1949

...war ein besonders hartes Jahr,

zwar war die neue Deutsche Mark schon da,

Eis Willi auch schon an der Osterstraße stand,

und im Haus Nummer 30 man einen Putzteufel fand:

es roch dort immer nach gutem Bohnerwachs,

frühmorgens, am Mittag und manchmal auch nachts!

Weil Oma Tüt jeden Tag für alle das Essen kochte,

die Oma wohl so gerne das Bohnern mochte,

auch die Bohnen im Garten an der Molkerei,

wurden täglich geputzt, nachmittags ab drei!

So viel Arbeit, dazu immer mit drei Kindern das Leid,

da hatte der arme Opa manchmal so wenig Zeit,

dass er morgens bei der Arbeit seinen Rausch ausschlief,

während die Milch aus den Tanks in die Molkerei rein lief!

Eigentlich ist das ein Foto direkt aus dem Ohnsorg-Theater!

Die Rita strahlt auf der Klassenfahrt.

1950

- auch da hatte Opa frühmorgens einen Brand,

die Arbeit, die lief so gar nicht von der Hand,

man kriegt in der Molkerei überhaupt keine Luft,

überall hing herum von der Milch der Duft.

Opa, der wollte doch bloß die Fenster aufreißen,

doch tat er stattdessen drei riesige Scheiben zerreißen

Konfirmation ist angesagt. Ein großes Nordmende-Radio gehört natürlich auch zum Haushalt! Verträumter Blick in die Ferne.

1951

...morgens um 3, da ist es mehrfach passiert,

wie oft, darüber wird heute kein Wort mehr „verliert“!

Die Stadt schläft noch überall ist es ganz still,

zwei Melkbummen am Fahrrad, Opa zur Arbeit hin will,

vom Feiern scheint aber noch Sprit und Sand im Getriebe:

„Nur einmal blüht im Jahr der Mai, nur einmal im Leben die Liebe...“

es auf einmal laut in die Nachtruhe schallt,

bevor Opa samt Rad und samt Kannen auf die Straße knallt!

Oma, Du erinnerst Dich bestimmt oft und gern an diese Zeit,

doch auch damals galt für Dich: ...jung gefreit und nie bereut!

   
Warum guckt die Rita da bloß so ernst?

1952

- wer kannte sich noch aus in der Osterstraße 30?

Die Oma immer flott, die Oma immer fleißig,

sie räumte die Möbel von Raum zu Raum,

manchmal monatlich, man glaubt es kaum!

Kamen sie zu Besuch, dann fragten die Leut`:

„Oh Leni, wo ist denn das Wohnzimmer heut?“

Wittmund, Osterstraße 30: Oma Tür hat das Sagen und Tant Eti sicherlich auch noch!

1953

..war Hochzeit, in Müggenkrug auf dem Land,

da gaben sich Heini und Elli die Hand.

Auf der Dreschdiele wurde getanzt, bis spät in die Nacht,

ein Kleinbus hat dann alle nach Hause gebracht.

Nur Opa, der hatte leichte Probleme,

den Bus sehen, das haute ihn glatt von de Beene!

Flach lag er auf der Erde und fing an zu rollen –

der Bus, der wird doch nicht wegfahren wollen!

Und so rollte er sich die ganzen zehn Meter weit –

stand wieder auf und stieg einfach ein!

 
Hier wird geschneidert, was das Zeug hält.

1954

...im Sommer, hat Oma es dann mit Schrecken erfahren:

sie wird Oma werden ...und das schon mit 39 Jahren!

Ich weiß es ja nicht, ich war ja da nicht dabei,

aber aus Omas Mund kam bestimmt kein Freudenschrei!

Eins von den Kissen hat Biggi mehr als zwanzig Jahre später noch kennengelernt.

1955

- am Valentinstag, da war´s dann soweit,

in der Osterstraße machte Entzücken sich bereit,

auf der roten Couch in der guten Stube,

da kam er heraus, der naseweise Bube,

am 14. Februar, kam der Ralfi zur Welt,

da wurde das erste Enkelkind gezählt!

 

Wenigstens einer strahlt hier!

1956

...hat ganz einfach die Rita dann ,

in die Wüste geschickt ihren Ehemann,

und Oma und Opa in die Osterstraße

zog Klein-Ralfi ein, mit der weisen Nase.

Habt Ihr´s damals gewusst, habt Ihr´s damals geahnt,

dass sich unser Leben so gründlich verzahnt?

Hättet Ihr damals geglaubt, hättet Ihr´s damals können fassen,

Klein-Ralfi würd´ von jetzt an Euch nie mehr verlassen?

Er war, ist und bleibt Euer viertes Kind,

alle, die uns kennen, die wissen, das stimmt!

 

Auf dem Killesberg nachts um halb eins!

1957

...da begegnete Opa häufig morgens um drei,

wenn zur Arbeit er fuhr in die Molkerei,

dem Dieter, der kam von einer Feier nach Haus,

doch das war vom Ende des Jahres dann aus,

denn den Dieter zog´s aus der Heimat in´s Hessenland,

wo er in Viernheim die Mädchen am schönsten fand.

 
Opa mit Strickjacke am Strand.

1958

...in Deutschland Zoo Hagenbeck war längst ein Begriff,

aber in der Osterstraße, wie´s da grunzte und pfiff,

miaute, piepte, kikerikite und tat bellen,

das schlug doch mitunter ganz schöne Wellen:

die Hunde kläfften an vor Hunger und Durst,

als aus den Schweinen Opa machte Leberwurst,

die Kaninchen wurden geputzt, die Krallen geschnitten,

bevor sie für Opa zur Ausstellung ritten,

die Tauben freundlich in ihren Kästen gurrten,

sicher nie über Opas Pflege murrten,

der Wellensittich im Käfig piepte und johlte,

bevor ihn sich Opas Katze zum Frühstück holte –

Osterstraße 30 – ein Zoo mit tollem Geruch,

Oma rannte immer rum, vor der Nase ein Tuch,

sie hatte ihre liebe Not mit Opas ollem Vieh,

aber in Wirklichkeit liebte der Opa ja nur sie!

Das ist eher das passende Outfit für Schillig.
1959

...bei Mutti Heeren – Silberhochzeit wurd´ kräftig gefeiert –

manch einer hat sicherlich noch nächtens gereihert,

ob auch der selige Alfred Suhr, das weiß heut´ keiner mehr,

er zog am Silbertag ganz schön über die Oma her!

Es weiß aber noch jeder, der je die Osterstraße 30 betrat,

weil man beim Betreten im allgemeinen ja Schuhe anhat,

dass – kaum hat man geöffnet unten die Türe in´s Haus,

von oben schallt´s donnernd: „Schuhe aus!“

 
So eine Lederhose trug damals jeder kleine Junge.

1960

...es war in der Silvesternacht,

da haben die Gläser ganz kräftig gekracht!

Bei Erna und Gerd in Jever fand die Feierei statt,

zu Trinken gab´s ja wohl wirklich satt.

Für Oma war die Party leider frühzeitig aus –

Hinein mit ihr in´s Auto – und ab nach Haus!

Im Lloyd, da hängt die Oma, gar wie ein Sack,

in der Osterstraße schleppt Opa sie huckepack

ächzend hinauf die Trepp´, die steile –

ganz vorsichtig, dass sie auch ja blieb heile!

Er legt sie behutsam auf ihr Bett –

Hinein in den Lloyd – und schnell wieder weg!

Denn in Jever, das war ja wohl klar:

Da war´n noch genug kleine Schnäpschen da!

 

 

Hoch die Tassen! Was wir hier denn mal wieder gefeiert?

1961

- es wohl am 8. Juli war,

die Biggi wurd´ an dem Tag genau ein Jahr,

im Fernsehen lief damals Familie Hesselbach,

da kam in die Familie eine Hessin – ach:

der Dieter führte nämlich im fernen Viernheim

die Christel als Hoffmanns Schwiegertochter ein!

Die Folgen zeigten sich schon im Oktober dann,

es währte als nicht mal neun Monate lang:

am 24. kam nämlich die Jutta auf die Welt,

da wurden der Enkel schon zweie gezählt!

 
Das Gründer-Ehepaar des hessischen Ablegers der Hoffmänner.

1962

...war schon wieder ein Hochzeitsjahr,

weiß noch jemand, wo damals die Stube war?

In der Osterstraße ging´s wieder hoch einher,

man trank ein Gläschen, man trank auch eins mehr,

als die Rita sich verheiratete dann,

im November mit Dieter, dem Polizistenmann!

   
Wenigstens die Rita bleibt aber in Ostfriesland!

1963

...kam als Folge dieser Hochzeit dann,

in Aurich die erste Polizistentochter an,

im Juni kam dort die Ina auf die Welt,

da wurden der Enkel schon dreie gezählt!

Im November des Jahres hat sich dann ganz Updorf gefreut:

Oma und Opa ziehen ein, mit Eltern, mit Ralfi und mit einem Lloyd.

Doch bevor da das kleine schnuck´lige Häuschen erst stand,

musste Opa auffüllen das tiefliegende Land.

Hundert Lastwagen voll Erde haben die Leut´ ihm gebracht,

mit der Karre hat er geschoben, oft bis tief in die Nacht,

ein Riesenstück Arbeit, aber er hat´s immer geschafft,

das ist auch kein Wunder, in den Armen hat er Kraft!

Und hätt´Oma ihm gesagt, ohne Berg sei Updorf nackt,

jede Wette, für die Oma hätt´ er auch das noch gepackt!

 
Kritischer Blick aufs zukünftige Heim : Ist Oma wohl zufrieden?

1964

...ging´s zur Molkerei, immer schon um Punkt sechs,

doch eines Morgens, irgendwie war das verhext:

am Vorabend wurd´ gefeiert, bis spät in die Nacht,

aber Opa ist pünktlich und mit ´nem Kater erwacht,

er selber hat´s bestimmt nicht so gewollt,

wahrscheinlich war ganz einfach das Auto nur schuld:

raus aus der Einfahrt, direkt in den Schlot fährt der Lloyd,

da ging´s zu Fuß zur Molkerei – und das war so weit!

 

 

Die Ilse heiratet ihren Makrinius - und Opa ist natürlich voll dabei!

1965

...kam im Februar in Hessen der Stefan auf die Welt,

da wurden der Enkel schon viere gezählt.

In Aurich ging´s im Oktober weiter mit dem Enkel-Segen,

da trat dann die Anja in Euer Leben,

am 18. erblickte sie das Licht der Welt,

da wurden der Enkel schon fünfe gezählt.

Wie wir sieben wurden, werdet ihr auch noch erfahren,

das geschah dann alles in späteren Jahren.

   
Wo wienert die Ona da denn rum?

1966

...war eher ein trauriges Jahr,

denn auf einmal war der Opa Tüt nicht mehr da.

Doch Oma Tüt, ihr tat das so lange nicht weh –

Schon bald kochte sie wieder für alle den Tee

 

!

 
Im Sommer besucht die Herma aus München ihre Oma Tüt.

1967

..kam nach Updorf aus der Weltstadt München,

Mausi Marion Bossi, des Rechtsanwalts niedliches Kindchen.

Dort in Bayern, da behütet die Herma das Mädchen

und bringt im Urlaub sie mit in unser Städtchen.

Hier bei Oma und Opa fühlt die Mausi sich wohl,

liebt die ostfriesische Küche, Omas Pudding und Kohl.

 
Ina und Anja vor der Dwarsglupe 22 und die melancholische Mausi Bossi.

1968

...ist´s wohl gewesen, beim Neujahrslauf,

man lief ja immer so von Haus zu Haus,

es hatte wohl auch ganz kräftig geschneit,

aber das stoppte nicht die Feucht-Fröhlichkeit!

Es hat auch keiner gemerkt, es hat keiner gesehen,

irgendwo blieben Opas Schuhe dann stehen,

durch den Schnee nach Haus, mit bloßen Füßen,

da wird er ein wenig gefroren haben müssen!

Als der Schnee getaut, man die Schuhe fand,

die standen ganz friedlich am Straßenrand!

 

Gemütlich Lesestunde mit Mutter und Tochter und der dicken Susi.

1969

...das Jahr, das wollen wir ganz schnell vergessen,

aber wegwischen geht nicht, das wär auch vermessen.

Ralfi kam unters Auto, hat´s g´rad noch überlebt,

drei Tage aber doch so an der Kippe geschwebt.

Renate hat an der Straße ihn damals gefunden,

sie leistet erste Hilfe, bedeckt auch die Wunden,

ein Dank an Sie, nochmals an dieser Stelle!

Im Krankenhaus geholfen hat dann aber auf alle Fälle,

dass da immer jemand am Krankenbett saß,

dreimal täglich kam Oma, da verstand sie keinen Spaß.

Ewig gesagt hat ihr der Doktor Marchand,

sie solle mal lesen, da drüben an der Wand:

Besuchszeit ist hier von drei bis um vier!

„Von wegen, Herr Doktor, das gilt nicht für mir!“

Im Laufe des Jahres kam dann aus München ein Gruß:

Ob im nächsten Jahr die Herma wohl heiraten muß?

 

 

Hier ist von der Susi wenigstens der Kopf zu sehen!
1970

...am 12. Februar in Neuharlingersiel,

da hat dann die Herma erreicht ihr Ziel,

von diesem Tag an , da hieß sie dann Lehner,

den Namen, den kannte bei uns sonst keener!

Thoma heißt er, ihr herziger Ehemann,

weißt Du noch Oma, Du schautest ihn an,

von oben bis unten, vom Kopf bis zum Fuß,

dachtest, ob´s denn ein Bayer sein muß,

schnell aber erkanntest Du sein sonniges Gemüt,

doch dann hieß es „Herma, der ist doch zu lütt!“

Sechs Monate später kam dann in München der Markus zu Welt,

da wurden der Enkel schon sechse gezählt!

 

 

 
Herm hat darauf bestanden, daß ihr Frischvermählter sich für dieses Foto auf die Stufe stellt!

1971

...ging´s dann schon weiter mit der Enkelei,

irgendwie war das wohl ´ne fruchtbare Zeit:

im September kam in Aurich der Marc auf die Welt,

da wurden der Enkel dann sieben gezählt!

Klein und zart war das Baby im jungen Leben,

heute kann er schon schwere Gewichte heben!

 
Oma und Opa in Hessen bei Christel, Jutta und Stefan.

1972

...das war ja auch so´n Ding auf der Welt,

da hat doch der Opa mal bei der Arbeit gefehlt!

Aber es lag nicht etwa an den Genüssen im Leben,

Er hatte sich bei der Arbeit die Hände verbrannt –

Wer was anderes dachte, hat Opa nie gekannt!

1

Ina mit dem noch etwas verängstigt dreinschauenden Marc!

1973

...da ging zuerst der Ralfi in die Ferne,

Oma und Opa , die sahen das gar gerne,

er ließ sich in Marburg einquartieren,

um dort für´s Lehramt zu studieren.

Ein paar Wochen später ging Oma Tüt dann für immer,

jetzt standen leer oben alle vier Zimmer.

Sollte da so leer bleiben, das taten sie sich sagen,

da woll´n wir doch erst das Gesangbuch befragen!

   
Oma hat an ihrem Platz an der Sonne lieber den Schaten gesucht!

 

1974

...da zeigte es sich dann ganz recht,

was im Gesangbuch steht, das ist nicht schlecht!

Der Ralfi hält´s in der Ferne nicht mehr aus,

im Februar zieht er wieder zurück nach Haus,

er fängt jetzt in Oldenburg an zu studieren

es geht halt nichts übers Ausprobieren!

 

Lustig ist das Studentenleben!

1975

...war der Opa auch schon eben über sechzig,

feiern und singen tat er immer noch kräftig,

war´s Kranz einhängen, bei einer Puppvisit,

bei ´ne Silberhochzeit oder was es sonst noch gibt,

jeder im Dorf kann sich noch erinnern,

die Oma tat es immer so sehr bekümmern,

sie hatte nur Angst um Opas Leben,

dabei tat er doch nur sein Bestes geben,

aber Oma quakte immer wie eine Ente:

„August, o August, denk an Deine Rente!“

   
Oma mir ihrem von Opa so häufig zitierten "Matschooch"!

1976

...begann nach der langen Molkereiarbeitszeit,

mit dem Rentnerleben die allergrößte Freud,

nämlich seit diesem Tag, seit 18 Jahren und einigen Wochen,

lässt Oma sich jetzt schon von Opa bekochen!

Das hat Oma jetzt völlig verlernt, aber Opa hat ja Zeit –

Und Oma kocht ihr Motto: jung gefreit und nie bereut!

 

 

Der Rentner größtes Glück: bei Herma in den Bergen!

1977

...kann man endlich wieder von Zuwachs reden,

die Biggi tritt ein in das Updorfer Leben,

holt den Ralfi zurück auf den Boden der Gefühle,

Bewerbungen, die schrieb der ja schon viele,

doch haben wollt´ ihn keiner, so einen nicht,

der nachts in der Disco auf seinen Schlaf verzicht,

so einen stellen wir doch nicht ein,

das muß schon etwas Solideres sein.

Doch bei Biggi, da war er richtig gelandet,

oder war sie bei ihm nur kräftig gestrandet?

Aber auf jeden Fall, und das ist sehr wichtig,

war sie für sein Leben ganz einfach goldrichtig!

   
Hoch die Tassen - Asti war damals noch ganz groß in Mode!

1978

...endet sie endlich, diese schreckliche Zeit,

für Oma und Opa hört auf das alte Leid,

der Junge, der schafft jetzt nicht nur noch da unten,

bei Säufern und Huren, bei Räubern und Tunten,

in diesem Keller, voll nur von Schnaps und Rauch,

wo sie Haschisch schmauchen und anderes auch,

in dieser Höhle voll von finst´ren Gestalten,

wo er jeden Abend musste die Gläser hochhalten,

in Rio´s Whisky, da hört er jetzt fast auf,

sein Schicksal nimmt jetzt einen anderen Lauf:

der Junge, der fängt jetzt was Vernünftiges an,

der Ralfi, der lernt jetzt den Zeitungsmann.

 

 

Johnny Müller, Hartmut Schnittke und Rudi Tykiel -

meine ersten "Ausbilder" bei der NWZ

1979

...kam mal wieder aus München Besuch,

der Markus war´s, derkleine große Bub,

die Oma Franzi hatte er mitgebracht,

die hat immer so gerne so bayerisch gelacht,

an einem Sonntagmorgen – es war eine Lungenembolie,

oben im Bett, ganz friedlich ein schlief sie.

Ich kann Euch sagen, das war ein Schreck,

der Markus allein, die Omi für immer weg!

Aber irgendwie geht das Leben immer weiter,

im Nachhinein betrachtet, auch an diesem Tag heiter:

denn im Totenzimmer oben lag `ne Leiche im Haus,

und Oma und Opa sitzen unten beim Taubenschmaus!

   

Biggi hat sich schon richtig an das Updorfer Treiben gewöhnt!

1980

...da hatte Oma mit ihren Enkeln solchen Kummer,

die Jugend von heut wird ja auch immer dummer:

Jutta, Ina und Anja waren in den Ferien da,

Jutta achtzehn, Ina siebzehn, Anja vierzehn Jahr,

die jungen Dinger, den Kopf voller Flause:

„Heut´ Abend in´s Whisky, wir machen ´ne Sause!“

Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht,

vielmehr hatten sie nicht an die Oma Lene gedacht!

„Die Anja in´s Whisky, kommt gar nicht in Frage,

erst vierzehn – und dann in die Kneipe unter Tage!“

Riesengroß war natürlich bei der Deern das Geschrei,

doch die Oma blieb hart, und so blieb es dabei!

 

 

Pure Zuzfriedenheit beim Ostfriesischen Tee mit Cousine Hanni

1981

... am 14. Januar dann,

war der Ralfi ein fertiger Zeitungsmann,

die Prüfung bestanden, das gab ´ne große Fete,

endlich gab´s auch ein bisschen mehr Knete,

ein paar Monate gingen nur in´s Land,

bis er in Wittmund ´ne Wohnung fand.

Da zogen er und Biggi einfach aus,

und es wurd´ doch etwas stiller im Updorfer Haus!

   
Silvester in unserer zweiten Wohnung in der Burgstraße.

1982

...hatte Opa dann nur noch sein Federvieh,

und zwei Schafe, auf Bertholds Land grasten sie,

das war dann – neben Oma – sein größtes Vergnügen,

doch bei so was, kommt man auch leicht mal zu liegen,

eines Tage nach dem Füttern sieht Opa sich den Bock so an,

der Bock sieht Opa, denkt „Was für ein Mann!“

Da steh´n sie sich gegenüber, Aug´ in Aug´,

und wieder mal nimmt das Verhältnis seinen Lauf:

der Bock packt den Opa mit den Hörnern mitten im Bauch

und wirft ihn rücklings in die Gräser – autsch!

 

 

Das Schaf war allerdings nicht das schuldige.

1983

...wurd´s bei Biggi und Ralfi endlich wahr,

geplant war´s ja auch schon länger als ein Jahr,

als Termin, sie dachten sich ar nichts dabei,

da nahmen sie ganz frech Freitag, den 13. Mai,

sie dachten, das Datum kann einfach nicht schaden,

wir kennen uns ja schon seit so vielen Jahren,

an dem Tag ließen sie sich standesamtlich trauen,

mit Oma und Opa, acht Männern, acht Frauen –

so voll ist´s sonst nie auf dem Standesamt,

das hat die Beamtin so gar nicht gekannt!

Aber Oma gefiel´s, Opa sagte, das mocht´er,

denn jetzt hatten sie endlich ihre Schwiegerenkeltochter.

Versprechen gehalten und Braut

mit 5 Kamelen freigekauft!

 
Die Trauung sollte noch ganz schön beschwipst enden - war ja Freitag!  

1984

...dann, Oma lag g´rad im Bett mit ´ner Grippe,

da kamen doch zwei mit ´ner ganz großen Bitte,

das war die Biggi, hochschwanger, mit Ralfi im Bunde,

die kamen nach Updorf, zu ganz später Stunde.

Sie hätten gern da, wo sprießt sonst das Spargelkraut,

am liebsten hätten sie da ein kleines Häuschen gebaut.

Da mussten Oma und Opa ihre Kinder zwar erst fragen,

doch taten ganz schnell alle "Ja“! dann dazu sagen!

Und diesen Entschlu ß, das sagt ruhig hier vor all´ diesen Leut´,

auch diesen Entschluß habt ihr wohl nie bereut!

 

 

Da gehörte einfach noch ein Haus hin!

1985

...fing gut an – schwuppdiwupp – gleich im Januar,

war mit Riesengeschrei gleich der Timmi dann da!

Der erste Urenkel – da sitzt er, mit den blonden Haaren,

die Locken sind heu´t´weg, das kommt mit den Jahren.

Drei Monate alt war der Knabe man g´rade,

da haben seine Eltern zum Richtfest gelade!

Was haben wir getrunken, was haben wir gesoffen,

der Hausherr hat kaum noch den Nagel getroffen:

er war sturzbetrunken, doch das war er nicht allein,

das muß wohl beim Opa genauso gewesen sein:

er schaukelt vor sich hin, ganz allein auf der Banken,

und denkt gar nicht dran, die könnte wohl schwanken!

G´rad hat er sich noch für das Gläschen Wein bedankt,

da – rrumms! – schon hat sich´s ausgeschwankt!

Hint´übergepurzelt, liegt er flach auf dem Rücken,

Mensch Oma, das tat Dich so recht nicht entzücken,

doch selbst in dieser Stunde4 hast Du Dich noch gefreut,

Du bist halt jung gefreit und hast´s doch nie bereut!

Der erste Urenkel grüßt schon mal!

Richtfest bis sich die Balken biegen.

 

Timmi durfte auch mal füttern.

1986

...war schon ein ganzes Jahr in´s Land gegangen,

dass der Ralfi hat bei der famila angefangen.

Ihr wart erst nicht glücklich, als er wollte aufgeben,

bei der Zeitung den Job, das sichere Leben,

doch gleichzeitig hat er auch bei Rio aufgehört,

seinen Lebensstil ins Bürgerliche verkehrt,

in seinem Garten sogar ein Hühnerstall stand,

doch das Füttern überließ er lieber Eurer Hand!

Da kommt das Carport hin.

 

1987

...es begann gleich im Januar heiter,

da ging es schon mit den Nachkommen weiter,

denn am 18. kam der Patrick auf die Welt,

und da wurden der Urenkel schon zweie gezählt.

Mann, war das Baby erst ein lieber Bub`,

wenn die Oma ihn auf den Armen trug!

Aber später hat´s Oma und Opa doch manchmal verdrossen,

besonders, wenn er bei ihnen durch´s Gemüse geschossen!

Patricks erstes Weihnachtsfest!

   

1988

...war der Marc wieder mal da zu Besuch,

brachte ins Haus immer so´n fremden Geruch,

den brachte er vom Updorfer Tief immer her,

es roch dann nach Fisch und noch viel mehr,

dieAale konnte Opa nämlich vorzüglich räuchern,

bloß Oma, die tat dann immer nur keuchern!

Einmal fing der Marc ´ne Sechspfund-R iesenschleie,

in der Küche war dann der Opa an der Reihe,

doch als nun das köstliche Mahl sollte auf den Tisch –

zerräuchert und zerfallen war er – der riesige Fisch!

 

 

1989

...im Herbst, die Oma hört es mit Schrecken,

die wollen mich nur ärgern, die wollen mich nur necken,

das glaub ´ich nicht, dass die so übergeschnappt sind,

bei Engelkes, da kommt doch tatsächlich noch ein Kind!

Oh Oma, vielleicht willst Du´s heut´ gar nicht mehr wissen,

da werden wir Dich eben dran erinnern müssen.

Du hat gewettert, gemeckert und dachtest nicht dabei,

als Du noch so jung warst, da hattest Du doch auch drei!

Du sagtest dann zwar, früher gab´s keine Pillen,

aber Oma, bei uns, da ging´s doch mit Willen!

Hätt´st in diesem Herbst Du gewusst, was dann kam,

ruhig wärst Du geblieben , lammfromm und zahm!

Mit zwei Urenkeln und zwei Lämmern läßt´s sich gut leben!

   
Opas Lieblingsplatz

1990

...ist es passiert, ja musste denn das sein,

da kommt in die ‚Familie ein Klingelstein.

In Viernheim, in Hessen, die Jutta, die Gute,

die schwingt jetzt wild über ihren Thomas die Rute.

Oder er über sie,das weiß man ja nie!

Im September, da kam dann die Julia zur Welt,

da wurden an Urenkeln schon dreie gezählt!

Und die Oma, die erst so gezetert, fast bis zum Fieber,

die Oma, die erkanntest Du gar nicht mehr wieder!

Denn die Julia, als sie wuchs und wuchs immer weiter,

wir hab´n uns amüsiert, wir fanden´s so heiter,

im Wesen, im Gesicht und bis an die Beene,

die wurd´ ja richtig ´ne kleine Oma Lene!

 

1991

...bekam Opa zum Geburtstag einen Hahn geschenkt,

der hat dann im Stall nicht nur die Hühner gekränkt.

Wunderschön war der, mit braunen Tupfen geziert,

und er hat sich beim Krähen gar nie geniert,

frühmorgens schon tönte es laut „kikeriki“,

doch Oma und Opa , die hörten das nie.

Aber andere, die haben das nicht so gerne gehört,

über die kräftige Stimme ebenso laut sich beschwert,

da packte Opa den geschenkten Hahn nur am Schopf,

murkste ihn ab und warf ihn in den Topf!

   

1992

...dann – habt Ihr Euch das schon mal überlegt,

wer von Euren Nachkommen das Ostfriesische noch pflegt?

Wer als einzige noch richtig plattdeutsch spricht?

Richtig – die Ina, und die hat´s im Januar erwischt:

Der Arnold zog sie vor den Traualtar –

Jetzt heißt Ina „Dirks“ – ostfriesisch fürwahr!

 

 

1993

...im April, kam dann der Max auf die Welt,

da wurden der Urenkel viere gezählt!

Es geschah in Hessen, im fernen Viernheim,

richtig geraten: es ist ein Klingelstein,

die Eltern sind Thomas und Enkelin Jutta,

riesig die Freude bei Urgroßvater und –Mutter!

Im Juli gab´s dann ein großes Fest – dem Opa zu Ehren –

Zum Achtzigsten kam jeder – wer wollt´s auch verwehren?

Im Kreise der Lieben, da blüht der Opa auf,

und fröhlich dann nahm die Feier ihren Lauf.

Er sang auch mal ein Lied, ihr wisst schon, das mit dem Mai,

und wieder hat alle Welt gefreut sich dabei!

Und das sei noch erwähnt, das ist auch ´ne Bombe,

mit achtzig trägt er im Mund nicht ´ne einzige Plombe!

Am nächsten Abend, wir saßen alle beisammen,

da tat auf einmal ein Gedanke entflammen

wir sollten die Herma befreien aus ihrer Bedrängnis,

nach München fahren wie zu ´ner Empfängnis,

abholen ganz einfach eins von den vieren,

herzallerliebsten niedlichen Tieren,

genau an dem Abend wurd´s allgemein kund:

die Engelkes kommen jetzt auch noch auf den Hund!

Die Biggi hat dann gesagt, dass er Bacio heißen muß,

warum ist ganz einfach: auf Deutsch heißt das Kuß!

 

 

 

 

 

1994

...im Januar, die Oma sinniert so über ihr Leben

und dann fängt sie an, die Nachkommen zu zählen:

der Kinder sind´s dreie, sieben zählt sie an Enkeln,

und jetzt will auf einmal die Fortpflanzung kränkeln?

Urenkel nur vier, wie ist denn das möglich?

Klingt diese Zahl nicht irgendwie kläglich?

In dem Moment vergaß sie, glaubt ihr´s,

die Ina, den Arnold – ganz einfach, die Dirks!

Nämlich im März, da kam dann der Wilko auf die Welt,

da wurden an Urenkeln schon fünfe gezählt!

Aber wenn ihr jetzt glaubt, mit der Urenkelei,

da sei`s nun für immer und ewig vorbei –

ich meine zwar, ich hätt´mein Pulver verschossen,

aber andere sind da sicher nicht ganz so verdrossen:

man kann zwar nichts fordern, man kann da nicht drängen,

das unterliegt ja auch manch mal natürlichen Zwängen,

aber zur Eiserenen – ich mein´, das wär´doch gelacht –

da zählt ihr bestimmt an Urenkeln acht!

Ich will nun schließen, mit meinem Gedichte,

eine unendlich lange, eine schöne Geschichte.

Ich hab´sie hier und heute so gerne erzählt,

denn sie ist ja auch wirklich meine ganze Welt!

Zum Schluß nur noch eins –

und dazu bedarf es keinen Reims: Oma und Opa, wir lieben Euch!

Nur einmal blüht im Jahr der Mai, nur einmal im Leben die Liebe...

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Als Biggi und ich im Februar 2009 nach Omas Tod im Leichenschauhaus von ihr Abschied nahmen, konnte ich beim Rausgehen nur einen Satz rausbringen:

Vielen Dank für alles, Oma.